Judo Diät

Bewusste Ernährung spielt beim Judo eine wichtige Rolle: Goldmedaillen gehören nicht dazu

 

Donnerstag, Tag zwei der Abnehmphase vor dem Kampftag am Sonntag. Ole Bischof, Judo-Olympiasieger im Mittelgewicht, muss von 86 Kilogramm runter auf 81, die er am frühen Morgen von Tag x maximal auf die Waage bringen darf. „Fasten bis zum Fight“ nennt das der 31-Jährige, der damit kein Problem hat: „Ein hungriger Tiger kämpft besser“, so sein Motto. Etwa zwölf bis 15 Mal pro Jahr unterzieht sich Ole Bischof diesem pointierten Abnehmprogramm - bei jedem wichtigen Wettkampf, den er bestreitet. FAZ.NET begleitet ihn durch die intensive Abnehm- und Vorbereitungsphase vor dem Grand Prix in Düsseldorf, wo am Wochenende die Weltelite am Start ist, und schon wichtige Qualifikationspunkte für die Olympischen Spiele 2012 vergeben werden

.Bevor ich zu einem Wettkampf fahre, räume ich die Wohnung auf, sagt Ole Bischof. „Durch dieses Ritual befreie ich meinen Kopf von unnötigen Ballast“. Und genau das gleich macht er auch mit seinem Körper. Ziel der Übung ist, möglichst schnell und zeitnah auf den Punkt genau Gewicht zu verlieren - und dann zwischen Wiegen und Wettkampf den entstandenen Mangel an Energie und Wasser wieder aufzufüllen.

 

 

Der Jetlag fällt zwischen Köln und Düsseldorf aus

Generell ist er als Judoka auf der ganzen Welt zu Wettkämpfen unterwegs und muss häufig mit Jetlag kämpfen: Reisetage sind für ihn keine Erholungstage. „Pro Stunde Zeitverschiebung braucht mein Körper einen Tag mehr zur Akklimatisierung“. Und natürlich gibt es Unterschiede, je nachdem, wo sich der Kampftag abspielt: „Gewicht machen fällt in Rio de Janeiro leichter als in Moskau.“ Im schwülwarmen schwitzt es sich leichter als ihm eiskalten.

Düsseldorf ist für Bischof, der in Köln wohnt, als Austragungsort natürlich optimal, da die Anreise keine weiteren Schwierigkeiten bereitet - außer den üblichen Kabbeleien zwischen den Bewohnern der beiden Rhein-Städte. Doch über solchen Lokalkolorit ist Bischof erhaben: er ist in Reutlingen geboren und kämpft für den TSV Abensberg in Bayern.

Entschleunigung bei der Bewegung - Reduzierung bei der Ernährung

Nun also Düsseldorf, und da gilt an diesem Donnerstag das Motto Entschleunigung: eine Stunde Techniktraining und eine Stunde Randori, eine Art Übungskampf, bei dem es darum geht, die Techniken gut und korrekt umzusetzen, stehen auf dem aktiven Programm. Anschließend ausgiebiges Dehnen. Ausruhen. Viel schlafen. Fertig.

Die Ernährungszufuhr ist noch stärker reduziert als am Mittwoch, aber noch nicht spartanisch. „Ich achte sehr auf die Qualität der Nahrungsmittel“, sagt Bischof. Das Essen muss ballaststoffreich sein, um alles „Überflüssige“ aus Magen und Darm zu räumen. Und es muss salzarm sein, weil Salze Wasser im Körper binden. Zum Frühstück gibt es Naturjoghurt (1,5% Fett) mit Weizenkleie. Später isst Bischof einen Apfel. Das frühe Abendessen besteht aus Hühnchen mit gedämpftem Gemüse und Spiegelei - und sollte vor 17 Uhr verspeist sein. Danach bleiben Küche und Speisekammer Tabuzonen. Insgesamt trinkt Bischof wie am Vortag rund sechs Liter Wasser. Am Abend des zweiten Tages sollte gut das erste Kilo weg sein - doch die harten Tage bis zur kritischen Marke „80,9“ folgen erst noch.

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Gewicht machen gehört beim Judo unbedingt dazu, da man als Judokämpfer durch mehr Substanz deutlich höhere Siegchancen hat“, sagt der 31-Jährige: Die Kraft wird im Körper des Athleten durch das „abkochen“ konzentriert. Bischofs Körperfettanteil liegt an diesem Mittwoch, dem Beginn der intensiven Wettkampfvorbereitungsphase, bei etwas über acht Prozent. Ein Wert, den nur absolute Topathleten erreichen. Normalsterbliche seines Alters können froh sein, wenn ihr Körperfettanteil bei 18 Prozent liegt. Die meisten liegen weit jenseits der 20.

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Ole Bischof hat dagegen ganze 7,3 Kilogramm Fett in seinem Körper verteilt - und die wird er im Lauf der kommenden vier Tage auf unter fünf Kilogramm abbauen (sechs Prozent). „Obwohl auch hier die Fettmasse reduziert wird, unterscheidet sich das Abnehmen eines Judokas aber sehr stark von Diäten aus Frauenzeitschriften“, sagt Bischof: „Richtiges Abnehmen besteht aus Wissen und Willen.“

Der Ofen muss weiter brennen

Im Alltag trainiert Bischof bis zu 14 Mal pro Woche, in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung dagegen reduziert er das Training enorm, „um am Wettkampftag ausgeruht und bei den Techniken explosiv“ zu sein. An diesem Mittwoch lässt er es deshalb bei einem kurzen, aber intensiven Krafttraining von 45 Minuten und einem einstündigen Techniktraining beruhen. Stattdessen achtet er auf ausreichend Schlaf.

Die großen Mahlzeiten fallen für den Judokämpfer aus. Allerdings „muss der Ofen weiter brennen“, deshalb nimmt er mehrere kleinere Zwischenmahlzeiten ein. Um 15 Uhr gibt es eine kleine Portion bunten Salat mit Putenbruststreifen. Um 18 Uhr warmen Schafskäse mit Sesam. Wem das zu wenig vorkommt, der sei beruhigt: mehrere Vollkornbrotscheiben mit Quark und Gurkenscheiben sind ebenfalls erlaubt und insgesamt zwei Äpfel. Bischof isst ballaststoffreich, damit sich der Magen-Darmtrakt entleeren kann. Wichtig sind auch Proteine, dafür nutzt er standardisierte Powerbar-Riegel, sowie die Zufuhr von Aminosäuren - um zu vermeiden, dass der Körper für die Sicherstellung der Energiezufuhr die eigenen Muskeln angreift und „auffrisst“.

Im Verlauf des Mittwochs trinkt Bischof außerdem etwa sechs Liter Wasser. Dadurch stellt sich der Körper darauf ein, mehr Wasser als üblich wieder abzugeben - was in den kommenden Tagen noch von Bedeutung sein wird.

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